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Schitouren in Lappland, Schweden

ÖBPV | Kärnten | 28.06.2018 um 17:20 Uhr

Klaus Jäger - Schitouren in Lappland, Schweden

Anfang April startete ich zu meiner Solotour in den Sarek-Nationalpark in Nordschweden.

Zuerst mit dem Flieger nach Stockholm, dann mit dem Nachtzug die fast 1.200 Kilometer weiter in den Norden und anschließend mit dem Linienbus noch eineinhalb Stunden bis zum Startpunkt der Tour. Dieser war an der Saltoluokta-Fjellstation, wo ich auch den Benzin und Spiritus für meine beiden Kocher aufnehmen konnte. Zu Hause hatte ich mir einen Teil der Verpflegung schon in dehydrierter Form zubereitet. Dem Essen (Zwiebeln, Lauch, Karotten, Tomaten, Speck, Rindfleisch,..) wird in einem Trockenapparat das Wasser entzogen und ist somit leicht und klein. Den anderen, schweren, Teil (wie Nudeln, Reis, Mehl, Schokolade, Butter, etc) kaufte ich in Stockholm ein. Somit hatte ich alles zusammen und meinem zehntägigen Abenteuer stand nichts mehr im Wege. Meine Pulka wog an die 50 Kilogramm und ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Gewicht überhaupt über steilere Abschnitte hinaufziehen könne. Natürlich hatte ich zu Hause mit der Pulka geübt, aber ich hatte nie solch ein Gewicht aufgeladen gehabt.

Der erste steile Anstieg gleich nach der Fjellstation funktionierte aber sehr gut und ich war froh, dass ich mit meinen Tourenschiern unterwegs war. Diese haben aufgrund des Felles über die ganze Schilänge eine viel bessere Haftung im Schnee gegenüber den im Norden hauptsächlich verwendeten Backcountry-Schiern. Die erste Stunde führte mich entlang des bekannten Kungsleden und daher kamen mir auch einige andere Wintersportler entgegen. Manche fragten mich nach dem Woher und Wohin und wünschten mir Glück für meine Unternehmung. Nach den ersten zehn Kilometern, ich war erst spät nach Mittag aufgebrochen, stellte ich mein Zelt am Rande einer kleinen Birkengruppe auf. Es rührte sich kein Hauch von Wind und ich hatte eine herrliche Nacht bei -20° C.

Am nächsten Morgen dauerte noch alles seine Zeit, bis ich meine Sachen wieder in der Pulka verstaut hatte. Dann ging`s zehn Kilometer über den dick zugefrorenen Bietsavvre-See und traf dabei auf einige Eisfischer. Sie waren mit ihren motorisierten Schischlitten hier heraufgekommen und frönten der Angelkunst. Ich setzte meinen Weg aber fort und wollte heute eine gute Strecke weiterkommen. Nach fünfzehn Kilometern wurde mir klar, dass ich mein angepeiltes Endziel heute nicht erreichen würde und stellte mein Zelt in einem kleinen Flußtal auf. Wieder eine frische Nacht ohne einem Windhauch.

Am folgenden Tag und weiteren sieben Kilometern erreichte ich meinen geplanten Basisplatz und fand bei einer kleinen Birkengruppe einen herrlichen Platz für mein Zelt. Ich richtete mich für ein paar Tage häuslich ein und im Zelt fand nun alles seinen übersichtlichen Platz. Am nächsten Tag machten sich die Strapazen des Anmarsches bemerkbar. Eigentlich hätte ich einen Ruhetag benötigt aber ich wusste, dass am folgenden Tag das Wetter schlecht sein würde und keine Tour gemacht werden könnte. Deshalb macht ich mich mit schweren Beinen auf zu einer kurzen Erkundungstour.

Bei traumhaftem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ging es dann doch immer höher und weiter und erreichte mit dem Njiravtjahkka und seinen 1554 Metern Seehöhe einen herrlichen Aussichtspunkt. Es war ein atemberaubendes Panorama! 360° Rundumsicht auf die verschneiten Berge des Nationalparks, wolkenloser Himmel, perfekter Pulverschnee und zum Sonnenuntergang gab`s als Belohnung noch einen schmackhaften Kaiserschmarren vor dem Zelt!

Der folgende Ruhetag war dann dringend erforderlich und ich bewegte mich nur zwischen meinem Zelt und der kleinen Baumgruppe (ganze acht Schritte) aß den lieben langen Tag was ich konnte und lag faul auf dem Schlafsack. Am Abend schlug das Wetter dann richtig um und es kam sehr stürmischer Wind auf, gefolgt von starkem Schneefall. Erst spät in der Nacht schlief ich ein, der Wind rüttelte die ganze Zeit heftig an meinem Zelt und weckte mich bei jedem harten Stoß auf. Gerädert ging ich am Morgen ins Freie und stellte fest, dass es einiges an Neuschnee gefallen war. Ich hatte vor, entweder an diesem oder dem folgenden Tag eine große Tour auf einen der markanten, höheren, Berge zu machen. Aber das war für die folgende Zeit auf jeden Fall nicht möglich. Zu steiles Gelände, große, weite Hänge wo der Wind seine Zeichen hinterlassen hatte und ich ganz alleine in einem riesigen Gebiet - da war nur defensives Verhalten möglich. Also gab`s erst einmal ein ausgiebiges Frühstück bevor ich die kurze Tour auf den Stuorvarre machte. Am Gipfel konnte ich den Wetterbericht checken - und da dieser für den nächsten Tag noch stärkeren Wind als jener der vergangenen Nacht voraussagte - stand meine Entscheidung bald fest. Einen Tag früher Rückmarsch bis zum tiefer gelegenen Bietsavvre-See, dort nochmals drei Nächte mit Schitour bleiben und dann zurück zur Fjellstation. Eine sehr richtige Entscheidung, wie sich dann am nächsten Tag beim Rückmarsch zeigte. Gegen Mittag hob ein schwerer Wind an und ich hatte richtig Probleme von diesem nicht einfach umgeweht zu werden. Zum Glück war ich schon über die Passhöhe hinweg und konnte mich zum tiefer liegenden See retten. Ein guter Biwakplatz im dortigen Birkenwald war schnell gefunden und beim Gipfelgang am nächsten Tag konnte ich dann endlich einige Rentiere erblicken.

Viele neue Erfahrungen und Eindrücke habe ich in dieser winterlichen Gegend machen dürfen und werde ganz sicher wieder dorthin zurückkehren!

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