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Unfall mit Seilrutsche

VdPBS | Bayern | 05.11.2012 um 10:53 Uhr

Ein Heeresbergführer hatte in einem Klettergarten des Truppenübungsplatzes der Reiter Alpe (Lkr. Berchtesgadener Land) eine Seilrutsche mit zwei Statikseilen aufgebaut. Als Bremsseil verwendete er ein 60 Meter langes Halbseil, das am oberen Fixpunkt mit einem Halbmastwurf gesichert war. Das Seil lief aus diesem Halbmastwurf über eine seitliche Umlenkung zu einem Tri-Lock-Karabiner, der in die beiden Tragseile eingehängt war.
Der später verunglückte Soldat hängte sich mit zwei Verschlusskarabinern in die Tragseile ein und sprang auf Kommando des Bergführers, der gleichzeitig das Sicherungsseil in der Hand hielt, in die Seilrutsche. Der Soldat sprang  so richtig vom Standplatz weg in die Rutsche, so dass der gesamte Aufbau der Seilrutsche ins Schwingen geriet.
Er rutschte in flottem Tempo hinunter und als er den Karabiner des Bremsseiles erreichte, der ihn bremsen sollte, riss das Bremsseil ab. Der Soldat rutschte weiter ungebremst bis zum unteren Fixpunkt der Seilrutsche, prallte am Boden auf und trug eine schwere Wirbelsäulenverletzung davon. 

Das gerissene Bremsseil ist kurz hinter dem Knoten, mit dem es im Bremskarabiner eingeknotet war gerissen und zeigte deutliche Spuren einer Schmelzverbrennung. Das Bremsseil legte sich im Moment der Belastung auf das Lastseil und wurde unter Druck über dieses geschoben. Nach wenigen Metern war das Bremsseil durchgeschmolzen und ist gerissen. 

Der Aufbau des Last- und Bremsseiles war vorschriftsmäßig ausgeführt worden und hat sich schon vielfach bewährt. Normalerweise hängt das Bremsseil nur im Karabiner und liegt nicht über dem Lastseil. Als der Soldat in das Seil sprang, kam jedoch der gesamte Seilaufbau so stark ins Schlingern, dass sich der Karabiner des Bremsseils um das Lastseil drehte und das Bremsseil auf dem Lastseil zum Liegen kam. In dem Moment, in dem der Soldat auf das Bremsseil auflief, war dies offenbar der Fall und es kam zur Schmelzverbrennung. 

Nach Begutachtung durch Pit Schubert kann ein solcher Unfall auf folgende Weise verhindert werden:

 Alle Vorkehrungen und Verankerungen sind doppelt abzusichern! 

Im Falle des Bremsseiles kann dies durch ein zusätzlich in das Bremsseil eingebundenes, etwa 3 Meter langes Seilstück, versehen mit einem Verschlusskarabiner geschehen. Dieses Seilstück ist mittels Knoten (Achterknoten) so am Bremsseil zu befestigen, dass es bei gespanntem Bremsseil etwas durchhängt, damit sich der Karabiner des zweiten Seilstückes nicht an der gleichen Stelle der Tragseile befinden kann wie der erste. Sollte es, wie bei dem geschilderten Unfall, zum Bruch des ersten Seiles kommen, ist aufgrund der Redundanz das zweite Seilstück vorhanden, das die Bremswirkung übernimmt. Der Bremsweg der beiden Tragseile muss ausreichend lang sein, damit auch mit dem zweiten, etwas längeren Bremsseilstück der Bremsweg nicht überschritten werden kann.

Ulli Fagerer
PI Bad Reichenhall

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