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Mont Blanc 2022 - In Memoriam Martin LINSINGER und Florian HUBER

Thomas Färbinger | 02.07.2022 um 09:18 Uhr

Tourenbericht Skitour Mont Blanc

Ende März 2022 steht der lang ersehnte Skitourenurlaub an. Wir akklimatisieren uns auf der Britanniahütte im Saastal (CH). Mit dabei ist meine Freundin Lisa, die mit dem Strahlhorn auf ihrem ersten Skitouren 4000er steht. Martl Linsinger, bekannt als Großherzog der Haslau am Tegernsee und Polizeibergführeranwärter, kann sich auch Zeit nehmen. Dazu kommt der frische Alpinbeamte Flo Huber, mein treuer Bergspezl, der in seiner niederbayerischen Heimat zu meiner Belustigung „Hubel“ genannt wird. Klar können wir uns da den Hatsch auf die „Alphubel“ nicht sparen.

 

Mit der Weiterfahrt nach Frankreich steht der Mont Blanc auf der Tourenliste hoch im Kurs, vor allem da Flo und ich zwei Jahre zuvor vor dem Innominatagrat aufgrund massiver Wetterverschlechterung nach einer Nacht im Eccles-Biwak schweren Herzens umdrehen mussten. Das Wetter sollte diesmal kein Problem darstellen. Ein Hochdruckgebiet über dem gesamten Alpenraum verspricht eine Woche Sonnenschein. Allerdings war laut Alpinauskunft in Chamonix dieses Jahr aufgrund wenig Schnee und somit anspruchsvollen Bedingungen noch keiner mit Ski auf dem Gipfel. Im Bergführerbüro freut man sich über unserem Versuch, Informationen über die aktuellen Verhältnisse sind willkommen. Nachdem wir am Vorabend 1,5 kg Tomatenmark statt gehackten Tomaten für die Spaghetti Bolognese gekauft haben, verspricht der nächste Abend Instantnudeln im Winterraum der Grand Mulets Hütte. Französisch ist wohl nicht unsere Stärke. Dafür steht eine Kiste Rotwein im Einkaufswagen.

 

Wir kommen gut durch den berühmten Gletscherbruch der La Jonction, da sich unmittelbar vor uns drei Österreicher den Weg durch das Labyrinth gesucht haben.

 

Der Blick in die tiefen Spalten ist dennoch beeindruckend. Da der offensichtlich blanke direkte Weg zum Dome du Gouter uns im Sonnenschein direkt blendet, entscheiden wir uns am nächsten Tag für den Aufstieg über das Petit- und Gran Plateau. Nach dem Aufstehen um 03:30 Uhr ist auch hier bald Wegsuche angesagt.

 

Gewaltige Eisbrocken überkletternd geht’s unter Seracs und über riesigen Spalten abgesehen von einem kleinen Verhauer problemfrei durch. Langsam wird’s hell. Nach einer kurzen Pause im Vallot Biwak geht’s ohne Ski weiter auf den Bossesgrat. Die aus Sommerbildern bekannte breite Spur ist natürlich nicht vorhanden. Wir müssen nahezu ausschließlich direkt am Grat gehen, da die Flanken blank und die Spalten offen sind.

 

Auf ca. 4500 hm kommt eine längere Eisflanke. Hier ist für die Österreicher aufgrund unpassender Ausrüstung Schluss. Wir sind gut in der Zeit und haben zum Glück sechs Eisschrauben dabei. Also entscheiden wir uns für einen Versuch. Mit einer vollen Seillänge kommen wir über das Blankeis. An einem T-Anker wird nachgesichert. Ab da können wir seilfrei im unverspurten Schneegrat bis zum Gipfel aufsteigen.

 

Am 24.03. um 11 Uhr stehen wir bei bestem Wetter zu dritt auf dem Mont Blanc auf 4810 m. Wir umarmen uns und freuen uns über den perfekten Tag! Die fehlende Sonnencreme beschert mir einen gewaltigen Sonnenbrand. Der Abstieg mit Abseilen, langer Querung zum Plan de l’Aiguille und schwerem Schnee zieht sich. Um 17 Uhr werden wir von Lisa im Tal bereits erwartet und lassen den Abend in Chamonix gemeinsam ausklingen.

 

Leider verunglücken unsere Bergkameraden Martl und Flo am 27.04.2022 in den frühen Morgenstunden in der Ortler Nordwand offenbar in Zusammenhang mit einer Eislawine. Ein nur schwer zu begreifender Verlust!

 

Jonathan Semrau

 

Die Geschichte im Zusammenhang mit den passenden Bildern könnt ihr in der pdf-im Anhang anschauen.

 

 

 

 

 

Bildgalerie

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